FASS in den 00er und 10er Jahren

Heute gibt es den dritten und letzten Teil unserer kleinen Zeitreise durch die FASS-Vereinsgeschichte. Nachdem wir die 60er/70er Jahre und die 80er/90er Jahre schon vorgestellt haben, schauen wir jetzt ins neue Jahrtausend.

Die 00er

Vor der Saison 1999/2000 gab es einen großen Umbruch, der durch das so genannte Bosman-Urteil ausgelöst wurde. Im Profisport durften EU-Bürger nicht mehr als Ausländer behandelt werden, was in den Eishockey-Profiligen zu einer Schwemme von nicht-deutschen Spielern führte. Leidtragende waren die Talente aus der Jugend-Bundesliga, die keine Profi-Angebote mehr erhielten.

Ende der 90er Jahre zählten Eisbären Juniors und Young Capitals zu den besten Nachwuchsorganisationen in Deutschland. Und mangels anderer Alternativen wechselten die Eisbären- und Capitals-Talente … zu FASS Berlin. Schon 1998 war Daniel Kuch zu FASS gewechselt, 1999 folgten ihm gleich 12 Top-Talente der Jahrgänge 1977-79 in den Wedding. Für FASS war dies nicht nur ein riesiger Qualitätssprung, sondern eine Veränderung, die bis heute nachwirkt. Unter den Neuzugängen war nicht nur der heutige 1. Vorsitzende Lucien Aicher (der seit 1999 ununterbrochen bei FASS aktiv ist), sondern auch Maximilian Müller, Jules Marowski (Thoma) und Jörn Kugler, die das Team für ein Jahrzehnt prägen sollten und noch 2022 mit den FASS Allstars die Meisterschaft in der Landesliga Berlin gefeiert haben.

Zunächst mussten sich allerdings die vormaligen Erzrivalen aus Hohenschönhausen und Charlottenburg, die jetzt bei FASS zusammenspielten, erstmal versöhnen. Hierbei sollte das Berliner Eishockey-Urgestein Henri Patrzek als neuer Cheftrainer helfen. Und das gelang, als FASS in einem Foto-Finish mit dem ESC Wedemark den dritten Platz in der Regionalliga Nord-Ost errang und in die Oberliga-Aufstiegsrunde einzog. In den beiden Folgejahren wurde die Aufstiegsrunde zwar knapp verpasst, doch sicherte sich FASS zweimal in Folge (2001, 2002) den Regio-Cup Nord-Ost. Legendär war der Pokalsieg 2001 gegen den REV Bremerhaven 1b: Aufgrund eines kuriosen Modus‘ gewann FASS zunächst das Rückspiel mit 4:3 n.P., woraufhin vor 653 Zuschauern eine Verlängerung begann, die Lucien Aicher nach 10 Minuten mit dem Siegtreffer beendete.

2002 wurde die Ligenstruktur reformiert, und Berlin bildete von nun an mit Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen den Eishockey-Osten. In der neuen Regionalliga Ost gab es dann auch am 12.10.2002 den bis heute gültigen Zuschauerrekord von (offiziell) 1673 Besucherinnen und Besuchern. Dies lag allerdings mehr am Gegner, denn die Berlin Capitals waren gerade in Insolvenz gegangen und starteten neu in der Viertklassigkeit. Sportlich wurde es immer schwieriger, mit Konkurrenten wie Rostock (die zunächst noch im Osten spielten), Halle oder Leipzig mitzuhalten, und FASS fand sich in der zunehmend professionellen Liga meist am Ende der Tabelle wieder.

2005 gab es wieder einen Einschnitt im Berliner Eishockey, weil erneut der Standort Charlottenburg in eine Insolvenz rutschten – wie schon 2002 und 2004! Zuletzt nannte sich das Konstrukt „Berliner Schlittschuh-Club Preussen“. Der „Tagesspiegel“ rief den „Kampf um das Preussen-Erbe“ aus, in dem sich die Fanlager und Sponsoren auf den ECC Preussen Juniors und FASS Berlin aufteilten. Eine langjährige Auseinandersetzung zwischen den beiden Lokalrivalen nahm ihren Anfang.

FASS zog mit Marco Rentzsch, Nicolai Tittus oder Tobias John namhafte Neuzugänge an Bord. Auch das Trainergespann Heiko Awizus / Bodo Christ sorgte für eine zunehmend professionelle Ausrichtung der Mannschaft. Zwar wurde die Aufstiegsrunde verpasst, aber die Qualifikationsrunde wurde souverän gewonnen. In der Folgesaison war die Regionalliga Nord-Ost noch stärker, als sich neun Mannschaften in einer Dreifach-Runde mit 48 Spielen trafen. Bei FASS waren jetzt zahlreiche Legionäre um den Deutsch-Kanadier Doug Murray dabei, was ein neuer amerikanischer Großsponsor ermöglichte. FASS schlug sich wacker und beendete die Saison als Siebter.

Die meisten Regionalligisten waren in die Oberliga aufgestiegen, doch die Regionalliga Nord-Ost blieb spannend. FASS erreichte 2008 die Play-offs, war dort aber chancenlos gegen den ECC Preussen Juniors, der sein Team weiter aufrüstete. In der Saison 2008/09 ging dann alles schief, was schief gehen konnte, und die Weddinger fanden sich am Tabellenende wieder. Als der Lokalrivale auch noch den Meistertitel errang, schien es, als sei der vom Tagesspiegel vier Jahre zuvor ausgerufene Kampf verloren gegangen.

  • Jules Marowski (Thoma) mit Marco Leffelsender.
Die 10er

Wieder war es allerdings ein Ereignis von außen, welches ein neues Momentum auslöste. Die Eisbären Juniors hatten sich einige Jahre in der Oberliga gehalten, doch war die Finanzierungslast irgendwann zu hoch geworden und die Mannschaft wurde aufgelöst. Freilich sollte weiterhin der Übergang von der DNL in den Profibereich unterstützt werden, und so wurde die Kooperation mit FASS Berlin ausgeweitet, die – auf kleiner Flamme – bereits zwei Jahre zuvor der FASS-Vorsitzende Heinrich Seifert gestartet hatte. In den folgenden acht Jahren sollten Spieler wie Henry Haase, Sven Ziegler, Jonas Müller oder Alex Trivellato ihre Senioren-Karriere bei FASS starten, bevor sie in der DEL oder sogar in Nationalmannschaften durchstarteten.

Ein Jahr später wurde die Regionalliga Ost zur Oberliga Ost aufgewertet. FASS bot mit Fabio Patrzek, Benjamin Hecker und dem aus Leipzig hinzu gekommenen Patrick Czajka drei Hochkaräter auf, welche die Talente aus der Eisbären-Schmiede führen sollten. Dies gelang unter der Leitung von Cheftrainer Chris Lee Jahr für Jahr besser. In der Saison 2011/12 stand man Anfang Dezember vor der Konkurrenz aus Erfurt, Halle und Leipzig auf Platz 1, und der stimmungsvolle 4:1-Erfolg gegen den ECC Preussen Juniors vor 1470 Zuschauerinnen und Zuschauern am 30.12.11 ist allen Fans noch lebhaft in Erinnerung. Kehrseite des Erfolgs war, dass immer mehr Talente in den DEL-Kader der Eisbären aufrückten, so dass am Ende nur der vierte Rang stand.

Die Jubiläumssaison 2012/13 war dann die bis dato erfolgreichste der Vereinsgeschichte. FASS verpasste den Einzug in die DEL2-Aufstiegsrunde nur sehr knapp, gewann aber in der Folge den Oberliga-Ost-Pokal nach einer mitreißenden Halbfinalserie gegen den EHV Schönheide und einem 3:0-Sweep im Finale gegen die Jonsdorfer Falken. Mit diesem Erfolg krönte Chris Lee seine vier Trainerjahre bei FASS und wurde Co-Trainer bei den Eisbären. Gleichzeitig errang FASS 1c den Meistertitel in der Landesliga Berlin, so dass der Briefkopf umfangreich geändert werden musste.

In den Folgejahren begann die Erfolgsgeschichte etwas zu bröckeln, auch weil die Eisbären schrittweise das Interesse an der Zusammenarbeit verloren. Trotzdem machte FASS 2015 den Schritt in die neu gegründete Oberliga Nord, die aus der Zusammenführung der Oberligen Nord, Ost und West entstand. FASS fand sich meist in den unteren Tabellenregionen wieder. Während man 2016 das Nachrückrecht nutzte und in der Liga blieb, wurde 2017 der Abstieg besiegelt.

Es wurde gleich ein dreifacher Neuanfang, denn im Sommer 2017 beendete FASS nach dem Abstieg die Zusammenarbeit mit den Eisbären und kehrte mit der Ersten Mannschaft ins Erika-Heß-Eisstadion zurück, nachdem man fünf Jahre in Hohenschönhausen zu Gast war (und damit einige Fans verärgert hatte).

Nun gab es ein Wiedersehen mit den langjährigen Rivalen aus Chemnitz, Jonsdorf, Niesky und Schönheide, die sich – teilweise nach Insolvenzen – ebenfalls in der Regionalliga Ost eingefunden hatten. Sportlich war zunächst Tornado Niesky die dominierende Kraft und wurde 2018 Meister – zum dritten Mal in Folge. Danach übernahmen die Schönheider Wölfe das Kommando. Besonders spannend war die Saison 2019/20, in welcher der ECC Preussen als Oberliga-Absteiger dazu kam und sich mit Schönheide und FASS einen heißen Kampf um die Meisterschaft lieferte. Für den langjährigen Lokalrivalen war es das letzte Halali, denn im Sommer 2020 gab es die nächste Insolvenz zu verzeichnen. Die Saison musste vorher nach dem Halbfinale, welches FASS in drei Spielen gegen den ECC verlor, aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen werden.

Gegenwart

Nach 60 Jahren wechselvoller Vereinsgeschichte hat sich FASS Berlin als Nummer 2 in der Hauptstadt etabliert. Das gilt nicht nur für die Erste Mannschaft, die in der Regionalliga Ost kontinuierlich Spitzenplätze belegt. Mit dem Titelgewinn der FASS Allstars 2022 ist FASS auch Rekordmeister der Landesliga (10 Titel). Das 2020 gegründete Frauenteam um die Spielertrainerinnen Melanie Wartha und Vanessa Wartha-Gasde errang in seiner ersten Wettkampfsaison 2021/22 die Meisterschaft in der 1. Frauenliga Nord-Ost. Und auch die Nachwuchsarbeit mit inzwischen etwa 150 Jungs und 50 Mädchen unter 17 Jahren entwickelt sich hervorragend.

Bemerkenswert bleibt, dass FASS diesen Weg immer als wirtschaftlich kerngesunder Verein gegangen ist. Hieran haben viele mitgewirkt, allen voran Gerd Altemeier, der von 1982 bis 2019 (!) dem Verein als Kassenwart diente.

Um die Zukunft des Freien Akademischen Sportverein Siegmundshof e.V. muss einem jedenfalls auch nach 60 Jahren nicht bange sein.

TitelJahr
Pokalsieger Oberliga Ost2013
Meister Regionalliga Nord1974, 1977, 1981
Sieger Regio-Cup Nord-Ost2001, 2002
Meister 1. Frauenliga Nord-Ost2022
Pokalsieger Regionalliga Ost2012b
Berliner Meister (Landesliga)1989b, 1990b, 1993b, 1995, 1996, 1997, 2004b, 2011c, 2013c, 2022c