Am Samstag feiert FASS Berlin seinen 60. Geburtstag. Grund genug, die wichtigsten Stationen der Vereinsgeschichte zu rekapitulieren. Heute beginnen wir mit den 60er und 70er Jahren.
Die 60er
Der Freie Akademische Sportverein Siegmundshof (F.A.S.S.) e.V. wurde am 17. Dezember 1962 von sportbegeisterten Studierenden der TU Berlin gegründet, die im Wohnheim Siegmunds Hof lebten. Der junge Verein war in zahlreichen Sportarten aktiv – Eishockey gehörte nicht dazu.
Gegen Ende der 60er Jahre waren Studierende in Berlin allerdings mehr an Politik als an Sport interessiert. Der Reihe nach wurden Sportarten eingestellt, und vom F.A.S.S. e.V. blieb letztlich kaum mehr als eine leere Hülle.
Die 70er
Zum Wintersemester 1970/71 kam mit Klaus Zieglmeier ein neuer Diplom-Sportlehrer an die TU Berlin, der im nahe gelegenen Eisstadion Wedding Eishockey als Universitätssport einführte. Das TU-Eishockey wurde auch Anlaufstelle für einige sehr talentierte Spieler, die kurz zuvor von der Eishockeyabteilung von Hertha BSC angeworben worden waren und Studienplätze an der TU erhalten hatten. Hertha löste seine Eishockeyabteilung aber auf, und die überwiegend aus Bayern stammenden Talente schlossen sich Zieglmeiers Trainingsgruppe an. Dies tat auch eine Gruppe junger Berliner um Wolfgang Rohrbeck, die bis dahin abends auf einer Eisbahn am Europa-Center spielten. So fand die Keimzelle des künftigen FASS-Eishockeys im Winter 1970/71 zusammen.
Die TU-Truppe absolvierte bald deutschlandweit Freundschaftsspiele. Allerdings nahm der Druck zu, für den Trainings- und Spielbetrieb einen Verein zu gründen. Florian Sachs, der inzwischen zweiter Torwart und Organisator des Studententeams war, wohnte im Wohnheim Siegmunds Hof und war damit automatisch Mitglied im (ruhenden) F.A.S.S. e.V. – was lag also näher, als den akademischen Sportverein für den studentischen Eishockeysport zu reaktivieren? Und so „übernahm“ man Ende 1972 den F.A.S.S. e.V., der fortan und bis heute ein reiner Eishockeyverein war und ist.
Die erste Saison im offiziellen Spielbetrieb war 1973/74, als FASS in der Regionalliga Nord antrat. Konkurrenten in der Premieren-Saison waren der TV Jahn Wolfsburg (Vorläufer des heutigen DEL-Clubs), der HTSV Bremen, der Altonaer SV und die ESG Oberharz. Die Studenten beherrschten die Konkurrenz nach Belieben und schlossen die Saison mit acht Siegen und 112:9 Toren ab. Auf dem DEB-Verbandstag beantragte man die Aufnahme in die Oberliga Nord. Aufgrund der fehlenden Nachwuchsarbeit wurde nur eine einjährige Ausnahmegenehmigung erteilt – und das Abenteuer Oberliga konnte beginnen.
Die Oberliga Nord war schon damals eine mit Profis gespickte Liga, in der Zuschauermagneten wie der EC Hannover, der Herner EV oder der ERV Essen vertreten waren. Am Hannoveraner Pferdeturm wurde 1974/75 sogar der bis heute geltende Rekord von 5.200 Zuschauern (beim Spiel gegen den Herner EV) aufgestellt. Und mittendrin war die Berliner Studententruppe, die – außer beim Derby gegen den EHC Nord Berlin – nur zweistellige Besucherzahlen bei Heimspielen verzeichnete. Trotzdem war man erfolgreich und beendete die Saison als Sechster – vor dem Lokalrivalen, aber auch vor den höher eingeschätzten Mannschaften vom Hamburger SV oder von Westfalen Dortmund.
Hinter dem Deutschen Meister Berliner Schlittschuh-Club war FASS sogar die Nummer 2 im (West-) Berliner Eishockey. Dies endete allerdings schnell, denn der BFC Preußen wollte seine Eishockey-Abteilung wiederbeleben und „schluckte“ den EHC Nord. Auch FASS wurde Teil dieser Wiedergeburt, indem der Großteil der Oberligamannschaft zu den Preußen wechselte. FASS stieg mit seiner „zweiten Mannschaft“ wieder in die Regionalliga Nord ein.
Nach nur einem Jahr kamen allerdings die meisten Spieler zurück, weil sie sich in den hierarchischen Strukturen eines „normalen“ Vereins nicht wohl fühlten. FASS wurde hingegen zwar durch das Organisationstalent von Florian Sachs zusammengehalten, war aber im übrigen eine etwas chaotische und hierarchiefreie Truppe.
Man blieb fortan ein Spitzenteam der Regionalliga Nord, was durch die Meistertitel 1977 und 1981 gekrönt wurde. Herausragende Akteure dieser Ära waren der frühere Junioren-Nationaltorwart Walter Emslander und Goalgetter Erwin Ganster, der in seiner erfolgreichsten Saison 1977/78 auf 35 Tore in 12 Spielen kam. Mehrmals erreichte FASS die Relegationsrunde zur Oberliga Nord, wo es zu einigen denkwürdigen Derbys gegen den BFC Preußen kam. Den Aufstieg schaffte man allerdings nicht.
Fotos: Privat